Verfasst am 23. Juni 2010

Flüsse und Bäche, die jahrzehntelang in Betonbetten gezwängt und zum Teil gänzlich überbaut wurden, sollen renaturiert werden. Durch die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts erhofft sich der Kreis neben mehr Artenvielfalt und eine schönere Landschaft vor allem eine weitere Verbesserung der (Trink-)Wasserqualität und auch mehr Schutz vor Hochwasser.

Wie das geht, zeigen zwei aktuelle Maßnahmen: Bereits abgeschlossen ist die Offenlegung des Asbecker Baches in Menden. Für die Umgehung der Wehranlage Westhelle am Baarbach hatten Thomas Meisborn und Wilfried Prehm von der Bezirksregierung den Bewilligungsbescheid über 88.000 Euro bei der Begehung mit der Kreisdirektorin im Gepäck. Beide Maßnahmen werden aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu 80 Prozent vom Land NRW gefördert. Neben den Fachleuten war auch Dr. Margit Prohaska-Hoch von der Südwestfalen Agentur mit von der Partie, die sich einen Eindruck von der Tragfähigkeit des Regionale-Projekts verschaffen wollte.

Die Renaturierung des Asbecker Baches geht auf eine gemeinsame Initiative des Märkischen Kreises und der Stadt Menden zurück. Nach dem Hochwasser im August 2007 wurde der Plan geschmiedet, den Asbecker Bach auf 100 Meter aus seinem Betonkorsett zu befreien und ihm wieder einen natürlichen geschwungenen Verlauf geben. Dafür wurden auch die Rheinkalk und die Anlieger mit ins Boot geholt. Jetzt hat das Hochwasser mehr Raum und kann ohne den künstlichen Stau in Ruhe ablaufen. Dafür mussten 600 Kubikmeter Boden ausgeschachtet und alter Bauschutt beseitigt werden.

Gleichzeitig hat Wilfried Henke als Anlieger und seine brüchige Betonmauer durch eine natur-nahe Bruchsteinmauer ersetzt, die sich den Ausrundungen des Baches anpasst. Wilfried Hen-ke freut sich über die Maßnahme, weil er von dem letzten Hochwasser arg gebeutelt wurde. Er würde jederzeit wieder sein Grundstück für Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung stellen. Für Margit Prohaska-Hoch sind es solche Win-Win-Situationen, die ein Projekt Regionale würdig machen. Das Thema Wasser sei im Südwestfalen allgegenwärtig, sei es in der Wirtschaft, in der Landwirtschaft oder im Tourismus. Bisher konnte „Ein Kreis packt aus“ den ersten Stern für sich verbuchen. Von den 97.000 Euro Gesamtkosten trägt das Land 68.000 Euro. Der Märkische Kreis zahlt aus Geldern für Ersatzmaßnahmen im Landschaftsschutz 17.000, die Reinkalk übernimmt 12.000 Euro. Weitere Maßnahmen zur Renaturierung des Asbecker Ba-ches sind bereits in Planung. Auch hier sind die Stadt Menden und der Märkische Kreis auf die Mitwirkung der Anlieger angewiesen.

Für die Familie Westhelle in Iserlohn war dies keine Frage. Durch den Bau eines modernen Laufstalls möchten sie ihre Milchviehwirtschaft optimieren. Der damit einhergehende Eingriff in die Natur soll in örtlicher Nähe kompensiert werden. Durch eine Verlagerung des Baarbachs wird die bisher bestehende Wehranlage umgangen, die die Durchlässigkeit von Flora und Fauna auch gegen die Fließrichtung des Baches abgeschnitten hat. „Um das Gefälle abzumildern, müssen wir den Bach jetzt länger machen und in mehreren Bögen ändern lassen“, beschreibt Johannes Bayerschen vom Märkischen Kreis die Planungen. Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf 115.000 Euro. Nach der Fertigstellung steht nur noch die Stau-anlage am Museumsdorf „Barendorf“ einer kompletten Längsdurchlässigkeit des Baarbachs entgegen.

Rainer Klinke vom Wasserverband Baarbach und Iserlohns Baudezernent Olaf Pestel erinnerten daran, dass sich der Wasserverband sich seit 20 Jahren für die Verbesserung der Wasserqualität am Baarbach einsetzt. Zuletzt hat die Stadt Iserlohn 2009 mit Hilfe von Landesmitteln die großflächige Renaturierung des Baarbaches im Bereich der Firma WDI in Iserlohn-Kalthof realisiert. Barbara Dienstel-Kümper machte deutlich, dass mit einem Regionale-Projekt „Ein Kreis packt aus“ südwestfalenweit noch sehr viele ähnliche Renaturierungsmaßnahmen möglich seien. Denkbar sei dabei auch die vielen verrohrten Bäche und Flüsse in den Inn-stadtbereichen wieder ans Tageslicht zu holen und damit zu mehr Lebensqualität beizutragen. Im Mittelpunkt stehe dabei immer der Mensch.

Weitere Informationen über das Projekt sind hier zu finden.