Verfasst am 11. April 2022

Welche Rolle Holzbau und Handwerk in einer neuen Umbaukultur spielen, zeigte der Baukulturdialog „Holz(-um) bau und Handwerk“ am 23. März in Arnsberg anhand von Impulsvorträgen zu Zentren des Handwerks sowie einer Fachexkursion in das historische Strohdorf Arnsberg-Neheim. Beim abschließenden Dialoggespräch kamen Teilnehmende mit Referent:innen in einen intensiven Gesprächsaustauch. Kooperationspartner waren die Südwestfalen REGIONALE 2025, die Stadt Arnsberg sowie das Haus der Baukultur Arnsberg. 

Der Dialog widmete sich dem Schwerpunktthema „Holz(-um) bau und Handwerk“, das ein komplexes Themenfeld aus den Schlagworten Aufstockung, Umbau, Vorfertigung, Holzbau in Bestand und Neubau sowie dem Handwerk beinhaltet. Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur fasste die Erkenntnisse des Veranstaltungstages folgendermaßen zusammen:

  1. Umbau ist ein Gebot der Stunde: klimabezogen, wirtschaftlich und gesellschaftlich
  2. Holz ist ein stabiler, leichter, trockener und handwerklicher Baustoff = leistet großen Beitrag
  3. Handwerk und Baukultur machen glücklich
  4. Baukultur vermittelt: durch Gestaltung, Design, Identität und Tourismus 
  5. Künftig weniger aber in höherer Qualität bauen
  6. Auch die Vorfertigung und serielles Bauen haben ihre Berechtigung
  7. Holz(um-)bau repräsentiert regionales Bauen – passende Regionen stellen sich auf
  8. Möglichst tief in die Wertschöpfungskette einsteigen: Sägewerke, Produkte
  9. Häuser der Baukultur als Kompetenzzentren für Bauen, Gestaltung und Debatte
  10. Haus der Baukultur braucht Motor (top down) und Basis (bottom up)
  11. Werkraum Bregenzerwald und Bauwerk Schwarzwald sind Referenzen
  12. Die Institution braucht am Anfang ein oder mehrere profilierte Projekte

Am Vormittag begrüßte Frau Dr. Stephanie Arens die Teilnehmenden und stellte zwei konkrete Projekte der REGIONALE 2025 rund um das Thema Baukultur vor: das geplante „Haus der Baukultur“ in Arnsberg sowie das Projekt „Bauen mit Holz“ rund um das Informations- und Demonstrationszentrum Holz e.V. in Olsberg. Anschließend stellte Herr Ralf Paul Bittner, Bürgermeister der Stadt Arnsberg, die Baukulturstadt Arnsberg vor.

Aus Andelsbuch in Österreich reiste Belinda Rukschcio an, um in ihrer Funktion als Geschäftsführerin des Werkraums Bregenzerwald einen Vortrag über dessen Funktion als Kompetenzzentrum für Handwerk und Baukultur zu halten. Sie stellte das Konzept des Werkraums vor und machte anhand des Beispiels „Werkraumhäuschen“ deutlich, dass die Zusammenarbeit im Holzbau nur gewerkeübergreifend gelingen kann. Sie betonte zudem, dass der Auftakt des Werkraums insbesondere deshalb gelungen ist, weil es mit einem Auftaktprojekt, hier einem Wettbewerb, verbunden war.

Frau Dr. Diana Wiedemann, Vorsitzende des Bauwerk Schwarzwald e.V. gab mit dem Vortrag „Das Bauwerk Schwarzwald stellt sich vor“ einen intensiven Einblick in die Arbeitsweise des Vereins. Sie stellte heraus, dass im Schwarzwald ein Bewusstsein für die lokale Baukultur fehlt und gibt zu bedenken, dass jedes Gebäude auch nach außen wirkt und mit dem Außenraum interagiert. Die beiden Arbeitsschwerpunkte des Vereins, Baukultur sowie Handwerk & Design, stellte Frau Wiedemann in zwei Projekten vor. Die Gestaltungskommission soll als unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle für Bauherren dienen, während die Architekturroute das Bewusstsein für die regionale Baukultur schärfen soll. Beispielgebende Bauwerke werden hierfür digital aufbereitet und können als nutzerdefinierte Route ausgespielt werden.

Prof. Christian Schlüter von acms Architekten Wuppertal war per Zoom zugeschaltet. Er gab spannende Einblicke in die tatsächliche CO2-Neutralität von Holz. Seiner Meinung nach hat Holzbau zwar Vorteile, löse aber das eigentliche Problem nicht. Die Vorteile von Holzbau sind vor allem technischer Natur. Zum Trend-Thema „Vorfertigung“ stellte er klar, dass das Thema bereits seit Jahren im Gespräch ist und nur momentan wieder ein Revival erlebt. Seinen Vortrag schloss er mit der Forderung ab: „Wir brauchen JETZT die energetische Gebäudesanierung! Ob mit oder ohne Holz ist dabei nicht die wesentliche Frage!“

Einen praktischen Einblick ins Holz-Handwerk gab Ludwig Dünschede von der Zimmerei Gisbert Dünnschede aus Arnsberg mit seinem Vortrag „Bauen im Bestand – baukulturelle Herausforderungen beim Bauen mit Holz“. Aus seiner Sicht wandelte sich der Holzbau von einem Nischen- zu einem Standard-Baustoff. Herausforderungen sind seiner Meinung nach die Statik. Beachtet werden muss auch der Materialverbrauch. Holz ist ein ausgesprochen guter Wärmespeicher und Dämmstoff. Er resümierte: „Der Holz(um-)bau findet inzwischen auch in unseren Köpfen statt.“

Am Nachmittag führten Falk Stankowski (Fachdienstleitung für Bauordnung und Denkmalpflege) sowie Klaus Fröhlich (Zukunfts- und Strategiebüro Nachhaltigkeit) durch das Strohdorf in Arnsberg-Neheim und hoben insbesondere die komplizierten und schwierigen Beispiele hervor.

Im Anschluss darauf fand das Dialoggespräch zwischen den Referent:innen sowie den Gästen des Baukulturdialogs statt. Neben den bisher genannten Gästen nahmen auch Martin Schmidt (LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen), Tina Hörmann (HEINZ JAHNEN PFLÜGER, Aachen), Christoph Vennemann (BBSR, Bonn) und Dr. Stefanie Wieland (Wald und Holz NRW) an der offenen Diskussion teil. Es entstanden vier Wände, auf denen die Ergebnisse festgehalten wurden. Zum Thema Holzbau wurde viel über Emotionen kommuniziert à la „Holz macht glücklich“, aber auch die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität spielten eine große Rolle. Zu Handwerk fielen wieder die Stichworte „Vorfertigung“, insbesondere in Bezug auf kleine Betriebe und wie beim Thema „Holzbau“ wurde auch über die Emotionen („Handwerk macht froh“) kommuniziert, sowie das Thema der Regionalität angesprochen. Bezüglich „Umbau“ standen die Materialien sowie die Vermittlung im Fokus der Diskussion. Die abschließende Fragerunde, was dem Haus der Baukultur in Arnsberg zu wünschen sei, ergab vor allem zwei wichtige Hinweise: das Thema der Finanzierung sowie die Definition der Akteure/ Betreiber ist elementar für das Gelingen eines solchen Zentrums, das als Plattform und Netzwerk dienen soll.

Dieser Nachbericht ist im Original im Magazin der Bundesstiftung Baukultur erschienen. Hier erhalten Sie mehr Informationen zur Bundesstiftung Baukultur: www.bundesstiftung-baukultur.de 


Die Teilnehmenden tauschten sich beim Baukulturdialog in Arnsberg über die Rolle Holzbau und Handwerk beim Umbau von Gebäuden aus. (Foto: Thomas Klerx)

Dr. Stephanie Arens, Leiterin der REGIONALE 2025 bei der Südwestfalen Agentur, stellte die REGIONALE-Projekte "Haus der Baukultur" und "Bauen mit Holz" vor. (Foto: Thomas Klerx)

Auf einer Fachexkursion erkundeten die Teilnehmenden am Nachmittag das historische Strohdorf Arnsberg-Neheim. (Foto: Thomas Klerx)

Zum Abschluss des Baukulturdialogs fand ein Dialoggespräch zwischen den Referent:innen und Gästen statt. (Foto: Thomas Klerx)