Verfasst am 30. November 2021

Gut gefüllt war der virtuelle Meeting-Raum auch beim 2. Zukunftsdialog zum Wohnen und Arbeiten in Südwestfalen. Live übertragen aus der Burg Holtzbrinck in Altena drehten sich Impulse und Austausch dieses Mal um den Lebensstil „Neues Land“. Von Beispielen aus Brandenburg, Bayern und Schleswig-Holstein bis hin zum „Summer of Pioneers“ in Altena und dem “KoDorf“ in Erndtebrück konnten die Teilnehmenden viel Inspiration und frische Ideen mitnehmen. Die Veranstaltungsreihe wurde im Rahmen der REGIONALE 2025 ins Leben gerufen von der Südwestfalen Agentur und den südwestfälischen Volksbanken. Für das Jahr 2022 sind weitere Zukunftsdialoge geplant.

„Die Idee, dass es einen klassischen ländlichen Lebensentwurf gibt, hat sich heute überlebt. Lebensstile sind vielfältig, auch auf dem Land“, hieß es im eröffnenden Vortrag von Dr. Ariane Sept, die am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung zu Transformation und Digitalisierung im ländlichen Raum forscht. Sie brachte verschiedene Beispiele aus ganz Deutschland mit, wie Menschen in und mit Gesellschaft aufs Land ziehen: Co-Living in einer ehemaligen Postagentur in Brandenburg, ein Wohnprojekt in einem alten Kloster in Bayern oder ein Coworking-Space im ländlichen Schleswig-Holstein. Das Fazit: Neue Lebensstile auf dem Land haben sehr viel mit Gemeinschaft zu tun und mit Raum für eigene Entfaltung.

Wie das in Südwestfalen aussehen kann, erzählten zwei Teilnehmerinnen des „Summer of Pioneers“. Das NRW-weit einzigartige Projekt fand in diesem Jahr in Altena statt. Für Gisela Möller und Christina Quast bot es die Gelegenheit, das Leben im ländlichen Raum auszuprobieren, den Job einfach mitzunehmen und auch eigene Ideen einzubringen. Die Stadt Altena stellte den Pionieren mehrere Coworking-Spaces und günstigen Wohnraum zur Verfügung. Dabei muss es nicht immer ein ganzes Haus oder eine Wohnung sein, wie Pionierin Gisela Möller feststellte, die aus Berlin kommt und in Altena in einem WG-Zimmer lebte.

„Wenn es ums Wohnen und Arbeiten geht, müssen wir uns hier in Südwestfalen auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger einstellen“, erläuterte Moderatorin Prof. Dr. Ursula Stein, die als Stadt- und Regionalplanerin die REGIONALE in Südwestfalen seit vielen Jahren begleitet. „Dabei geht es nicht darum, die Einfamilienhäuser abzuschaffen, sondern zu zeigen, was darüber hinaus noch möglich ist und was auch hier in Südwestfalen umgesetzt werden kann.“ Genau solche Beispiele kamen aus Altena, wo die örtliche Baugesellschaft beispielsweise WG-Häuser für junge Menschen oder auch Gäste- und Auszeitwohnungen für einen vorübergehenden Aufenthalt anbietet.

Ideen, wie das Wohnen und Arbeiten in Südwestfalen neu gedacht werden kann, findet man auch unter den Vorhaben der REGIONALE 2025. „Wir haben verschiedenste Projekte, die alte Gebäude um- und neu nutzen“, sagte Dr. Stephanie Arens, Leiterin der REGIONALE 2025 bei der Südwestfalen Agentur. „Da geht es beispielsweise darum, Industriebrachen ganz neu zu nutzen. Zum Beispiel in Kreuztal, wo auf dem Gelände einer brachliegenden Fabrik ein komplett neues und nachhaltiges Quartier entsteht oder eben das ‘KoDorf‘ in Erndtebrück, bei dem ein altes Sägewerk als Gemeinschaftshaus und Coworking-Space neu genutzt werden soll.“ Zum “KoDorf“ erhielten die Teilnehmenden dann auch weitere Einblicke. Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau stellte vor, wie die Wohnsiedlung die Gemeinde bereichern und auch dem demographischen Wandel entgegenwirken soll, indem sie Digitalarbeitende für das Leben auf dem Land begeistert.

„Insgesamt war auch der zweite Zukunftsdialog ein großer Erfolg und eine sehr spannende Veranstaltung“, freute sich Markus Stottmeyer, Vorstand der Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen eG. „Durch die Zukunftsdialoge entsteht ein Austausch darüber, wie vielfältig das Wohnen und Arbeiten in Südwestfalen bereits ist und noch werden kann. Genau aus diesem Grund haben wir als südwestfälische Volksbanken das Format gemeinsam mit der Südwestfalen Agentur ins Leben gerufen.“ Auch im neuen Jahr sollen die Zukunftsdialoge mit weiteren Themen rund ums Wohnen und Arbeiten in der Region fortgeführt werden. Weitere Informationen finden sich hier: www.suedwestfalen-agentur.de/wohnen


Der zweite Zukunftsdialog zum Wohnen und Arbeiten in Südwestfalen wurde live aus Altena übertragen. Vor Ort mit dabei waren v.l.n.r. Altenas Bürgermeister Uwe Kober, Dr. Ariane Sept vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung, Volker Schwarz von der Volksbank Siegerland Immobilien GmbH, Gisela Möller und Christina Quast als Teilnehmerinnen am "Summer of Pioneers", Dr. Stephanie Arena von der Südwestfalen Agentur, Manfred Haupt von der Altenaer Baugesellschaft, die Stadt- und Regionalplanerin Prof. Dr. Ursula Stein und Henning Gronau, der Bürgermeister von Erndtebrück. (Foto: Eva Bergmann, Südwestfalen Agentur)