Verfasst am

Frage: Herr Kirchhoff, ist Südwestfalen bereits Automotive-Kompetenzregion oder noch auf dem Weg dorthin? 
Kirchhoff
: Wir sind schon lange kompetent. Das Projekt trägt dazu bei, dies auch in Zukunft zu bleiben. Mit der Automotive-Kompetenzregion bündelt die südwestfälische Automotive-Industrie ihre Kräfte. Das Projekt ist ein Motor und natürlich auch ein Stück weit eine Bestandsgarantie für die hier ansässigen Unternehmen.

Frage: Ihr Unternehmen verfügt am Standort Attendorn bereits über ein eigenes Entwicklungszentrum. Was versprechen Sie sich darüber hinaus von den Kompetenzzentren in Attendorn und Lippstadt?
Kirchhoff
: Es gibt mittlerweile viele Unternehmen in unserer Branche, die eigene Entwicklungsabteilungen haben. 75 Prozent des Automobils werden heute nicht mehr vom Autohersteller entwickelt, sondern von den Zulieferern. Die Zuliefer-Unternehmen können aber nicht in allen Bereichen Fachleute und Experten anstellen, dazu fehlen die Mittel. Wir bei Kirchhoff konzentrieren uns zum Beispiel auf unser Kerngeschäft und das ist die Metallverarbeitung. Insofern ist es sinnvoll, Netzwerke zu bilden. Die Automotive-Kompetenzregion ist da ein weiterer wichtiger Schritt.

Frage: Das bedeutet, dass in den zwei Zentren die Kompetenz und das Wissen der Region gebündelt werden?
Kirchhoff
: Die Aktivitäten der Industrie und des Handwerks werden mit dem Wissen der Hochschulen und Forschungsinstitute zusammengebracht, so dass neue, innovative Ideen und Produkte entstehen können. Zudem können wir in den Zentren unsere Mitarbeiter ständig weiterbilden, ein ganz wichtiger Punkt. Es ist somit eine zweiseitige Aufgabe: Verfahren, Materialien und neue Teile entwickeln und gleichzeitig unser Wissen auf dem aktuellen Stand halten. Wenn uns das gelingt, schaffen wir in Südwestfalen eine Infrastruktur, wie sie kaum woanders vorfindbar ist. Alle Beteiligten - Industrie, Hochschulen und Politik - sind jedenfalls überzeugt davon, dass wir hierdurch beim Thema „Bildung und Innovation“ einen großen Schritt nach vorne machen. 

Frage: ACS in Attendorn und KFE in Lippstadt sollen eng zusammenarbeiten. Wie kann dies in der Praxis aussehen? 
Kirchhoff
: Nehmen wir als Beispiel das Elektroauto. Da gibt es ganz neue Anforderungen. Ein Elektromotor muss zum Beispiel anders im Fahrzeug untergebracht werden als ein Verbrennungsmotor. Wo führen die Leitungen entlang, wo muss für diese Platz einkalkuliert werden? Für den Karosserie-Bau sind wir auf diese Anforderungen angewiesen. Da im Kompetenzzentrum in Lippstadt die Kenntnisse im Bereich Elektrik und Elektronik vorhanden sein werden, ist die Zusammenarbeit absolut sinnvoll.

Frage: In den beiden Kompetenzzentren sollen Unternehmen zusammenarbeiten. Wo ist der Konkurrenzgedanke hin? 
Kirchhoff
: Den gibt es natürlich weiterhin. Kooperieren wollen wir bei der vorwettbewerblichen Arbeit. Das ist die Phase, in der Unternehmen in der Regel noch keine Konkurrenten sind. Hier kann gemeinsam gearbeitet, geforscht und nachgedacht werden. Konkurrenz entsteht erst später und hierfür wird es dann auch Regelungen und Sicherheitsmechanismen geben. 

Frage: Gibt es für das Automotive Center in Attendorn bereits einen genauen Standort? 
Kirchhoff
: Unser Ziel ist, dass es an der Umgehungsstraße (L539) gebaut wird. Der Standort hätte eine optimale Anbindung und wäre gut sichtbar. 

Frage: Entstehen neue Arbeitsplätze?
Kirchhoff
: Ja. Natürlich werden Mitarbeiter unserer Unternehmen sowie Studenten und Professoren der Hochschulen die Räumlichkeiten nutzen. Aber es werden auch neue Stellen geschaffen. 

Frage: Abschließend ein kleiner Themensprung. 2011 startet Südwestfalen mit einem Regionalmarketing, um die Region mit all ihren Stärken bekannter zu machen. Das müsste Ihnen als Unternehmer doch zusätzlich entgegenkommen? 
Kirchhoff
: Wir begrüßen diese Entwicklung ausgesprochen. Man muss ja nur an das Thema Fachkräftemangel denken. Wir brauchen qualifizierten Nachwuchs. Den bilden wir zum einen natürlich weiterhin selbst aus. Aber wir benötigen auch Spezialisten von außen und die müssen wissen, warum es in Südwestfalen so lebenswert ist: attraktive Lebensbedingungen für junge Familien, hervorragende Ausbildungsbetriebe, tolle Kindergärten und Schulen, das intakte Vereinsleben, niedrige Lebenshaltungskosten. Südwestfalen muss den Wettbewerb mit anderen Regionen aufnehmen. Ich sehe unsere Chancen nicht schlecht.