Verfasst am 16. November 2018

Bad Fredeburg/Südwestfalen

Über 50 Kulturschaffende und -interessierte haben sich in Bad Fredeburg über Digitalisierung in der Kulturarbeit der Region ausgetauscht. Bei dem "Gespräch auf der Haferkiste" von Sauerländer Heimatbund und Südwestfalen Agentur ging es um machbare Ansätze für Museen und Archive, ihre Schätze neu und zeitgemäß zu präsentieren. Gute Praxisbeispiele gibt es in Südwestfalen bereits.

Drei Dörfer, ein Ziel: ein interaktives Foto-, Film- und Textarchiv als Dorfgedächtnis. Düdinghausen, Deifeld und Referinghausen sind es angegangen. Der Weg ist noch nicht beendet, die Arbeit aber lohnenswert, sagt Christoph Hammerschmidt, der als Multimedia-Designer sein Know-how für die Umsetzung einbringen konnte. Haus für Haus, Tür für Tür wurden Dokumente zusammengetragen. "Das Zusammenstellen des Archivs ist auch ein sozialer Akt, uns ist es damit z.B. auch gelungen, junge Leute einzubinden", sagt Hammerschmidt. Und Horst Frese, erster Vorsitzender des Heimatvereins Medebach-Düdinghausen, nickt: "Es werden Fotos gerettet. Das Heimathaus wird zum Dorfkino, wir haben unseren Personalstamm dadurch erweitert und eine ganz andere Beziehung zum Dorf bekommen." 

App in Arnsberg - Mediale Aufbereitung des Lebens von Heinrich Lübke

Die Stadt Arnsberg wiederum erzählt mit einer "Baukultur"-App die Geschichte der Grafschaft Arnsberg. An Burgen und anderen Bauten sind Sender installiert, erklärte Klaus Fröhlich den Gästen im Musikbildungszentrum Südwestfalen - Fotos, Videos und Animationen vermitteln den Besuchern auf dem Handy einfach und bildhaft das historische Wissen. "Digitalisierung im Kulturbereich ist kein Schreckgespenst sondern bietet viele Möglichkeiten. Wenn man Hilfe in Anspruch nimmt, sich in der Region vernetzt und austauscht - gerade dafür kann man digitale Instrumente nutzen - ist das gar nicht so kompliziert, wie sich das einige vielleicht vorstellen", sagte Dr. Stephanie Arens von der Südwestfalen Agentur. Das kann Uta Koch nur bestätigen. Sie kümmert sich um das Heinrich-Lübke-Museum in Sundern-Enkhausen - und durch die sukzessive mediale Aufbereitung kann sie ihre Führungen nun anders aufbauen und auch aktuelle Gesprächsthemen mit Lübkes detailreichem Leben verknüpfen. Ohne die Hilfe der FH Südwestfalen wäre ihr das aber nicht möglich gewesen.

Hilfe suchen, Inhalte komprimieren, Geschichte neu erleben

Prof. Dr.-Ing Stephan Breide von der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede hat schon viele Museen beraten. Auch wenn alle unterschiedliche Ansätze und Inhalte vermitteln wollten, gibt es aus Breides Sicht allgemeingültige Hinweise zu beachten. "Die technischen Hilfsmittel müssen bedienbar sein für Betreiber und Nutzer, erweiterbar, aktualisierbar und die Inhalte kurzgefasst sein."

Neben den Fachhochschulen kann auch das Medienzentrum des Landschaftsverbands Westfalen Lippe ein wichtiger Ansprechpartner für Museen, Archive und Kultureinrichtungen sein. Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL Medienzentrums in Münster, und Laura-Marie Krampe stellten innovative Formen vor, um Kultur medial zu vermitteln. Dazu zählte zum Beispiel eine Idee des Bayerischen Rundfunks. Kurt Eisner, Anführer der Revolution 1918, sendet dabei Interessierten direkt Nachrichten per WhatsApp aufs Handy und erzählt in Echtzeit, was vor 100 Jahren geschah. "Wir haben gesehen, wie vielfältig und auch wie kreativ der Umgang mit Kultur sein kann und dass es sich lohnt, darüber nachzudenken, wie man eine Geschichte am besten erzählt und vermittelt. Digitale Instrumente helfen dabei", sagten Franz-Josef Rickert vom Sauerländer Heimatbund und Stephanie Arens von der Südwestfalen Agentur. Beide Institutionen hoffen nun, bei der REGIONALE 2025 im Thema Kultur und Digitalisierung gemeinsam neue Impulse setzen zu können.

Weitere Informationen zur Haferkiste die Vorträge zum Download finden Sie hier.


Digitalisierung im Kulturbereich funktioniert. Beim "Gespräch auf der Haferkiste" gab es Praxisbeispiele aus Südwestfalen. Foto: Stephan Müller/Südwestfalen Agentur