Verfasst am 15. Juni 2022

Die Zukunftsdialoge für Südwestfalen beleuchten das Thema „Wie wollen wir zukünftig wohnen und arbeiten?“ in der REGIONALE 2025 aus verschiedenen Blickwinkeln. Impulse werden gegeben, Akteure vernetzt und neue Ideen gefunden. Organisiert von der Südwestfalen Agentur und den südwestfälischen Volksbanken ging es bei der jüngsten Ausgabe um die Unternehmersicht. Für sie ist das Zusammenspiel aus Wohnen, Leben und Arbeiten ein Fachkräftethema – wie etliche Beispiele aus Südwestfalen zeigten. 50 Teilnehmende waren vor Ort und digital beim jüngsten Zukunftsdialog dabei.

„Die Generation Z tickt anders“, sagte Andreas Kurth, Leiter Ausbildung und Studium bei der EJOT Gruppe aus Bad Berleburg, direkt zu Beginn. Für Unternehmen werde es schwerer, junge Leute davon zu überzeugen, sich langfristig an ein Unternehmen zu binden. „Die Generation Z ist digitaler, spontaner und nachhaltiger unterwegs. Die jungen Menschen haben ganz neue Erwartungshaltungen an ihre Arbeitsstelle. Neben attraktiven und innovativen Lern- und Arbeitsbedingungen suchen sie auch den Zugang zu einer Community, sowohl digital als auch analog“, sagte Kurth. Man müsse überlegen, ob es nicht den Bedarf für ausgestattete „Mikroapartments“ o.ä. gebe und ergänzende Freizeit-Angebote wie E-Sports-Teams.

Firmeneigene Appartments für Azubis und Fachkräfte

Volker Arens, Personalleiter bei der Krombacher Brauerei, stellt den 50 Teilnehmenden das Projekt „Krombacher Wohnen“ vor. Die firmeneigenen Appartements dienen Führungskräften als Zweitwohnsitz und geben neuen Mitarbeitenden die Möglichkeit, auch abseits der Arbeit Kontakte zu Kolleg:innen und zur Region zu knüpfen. Noch in diesem Jahr soll der neue Bereich „Young Living“ entstehen: für Auszubildende, die nicht aus der Region kommen, oder Trainees, die nur kurz im Unternehmen sind.

Mit den Überlegungen zum Wohnen und Arbeiten sind EJOT und Krombacher nicht alleine, wie Friederike Schulze von der Infineon Technologies AG aus Warstein und Nicole Trettner von der Hering GmbH & Co KG aus Burbach bestätigten. Infineon bietet neuen Mitarbeiter:innen Hilfe bei der Wohnungs- und Haussuche durch eine Kooperation mit lokalen Vermietern an und bei Hering werden Azubis, die mittlerweile von weit außerhalb der Region kommen, ortsnah untergebracht, um ihnen das Knüpfen von Kontakten zu erleichtern und die Anfahrt zu verkürzen. Die Firmenleitung engagiert sich für die Umnutzung eines alten Gasthofes zum modernen Kommunikationsort. Auch gewerbliche Arbeitskräfte und z.B. Lokführer:innen suchten dringend Wohnungen und schätzten Orte zum Anknüpfen.

Kurze Wege sind vielen Fachkräften wichtig, ergänzte Benjamin Hill, Geschäftsführer des Start-ups Ensun aus Siegen. Mangelnde ÖPNV-Anbindungen in ländlichen Regionen seien ein Problem, viele Arbeitsstätten ohne eigenes Auto nur schwer erreichbar. Das Thema Mobilität mitzudenken, findet Dr. Stephanie Arens, Leiterin der REGIONALE 2025 bei der Südwestfalen Agentur, notwendig. Dazu passe die Idee, in der REGIONALE 2025 entlang der A45 Hubs und Co-Working-Spaces zu errichten, um Firmen und Pendler:innen durch die Brückensperrung zu entlasten. „Solche dezentralen Orte sind ein Kernthema für die zukünftige Attraktivität ländlicher Regionen.“

Der „Sylt-Effekt“ in Winterberg

Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann berichtete vom „Sylt-Effekt“ in seiner Stadt. Weil die Stadt touristisch so beliebt ist, wird dort auch viel Wohnraum für Tourist:innen genutzt. So bleiben weniger bezahlbare Wohnungen für Arbeitskräfte übrig. Die Stadt versuche mit einem Handlungskonzept Wohnen gegenzusteuern, erläuterte Beckmann. Dabei geht es auch um die Zusammenarbeit mit privaten Investoren und der Hotellerie.

Ideen für neue Wohn-Angebote stellte Marie Ting, Leiterin des Regionalmarketings bei der Südwestfalen Agentur, vor: „Wir möchten ein Projekt aufsetzen, bei dem Interessierte das Leben in Südwestfalen ausprobieren können. Wohnen auf Zeit mit Anschluss an eine Community und mit den Chancen des digitalen Arbeitens könnte Fachkräften den ländlichen Raum schmackhaft machen.“ Für das Vorhaben gab es von den Teilnehmenden viel Zuspruch.

Der jüngste Zukunftsdialog für Südwestfalen hat gezeigt, dass die Diskussion über „Wohnen, Leben und Arbeiten“ vielfältig ist. „Das Einfamilienhaus ist ein wichtiger Baustein für Wohnen auf dem Land, aber es gibt eben auch andere Bedarfe. Und das wiederum ist, wie wir gesehen haben, auch wichtig für die Unternehmen und braucht unternehmerische Aktivität“, bilanzierte Moderatorin Prof. Dr. Ursula Stein. Die Rückmeldung der Teilnehmenden auf den Zukunftsdialog war so positiv, dass sich zeitnah Interessierte zusammenfinden wollen, um weiter an den Themen zu arbeiten. „Viele Akteure beschäftigen sich bereits intensiv mit den Aspekten des Wohnens und Arbeitens. Nun sollten wir schauen, wie wir die Stärken gut bündeln können“, sagte Dr. Stephanie Arens.

Der nächste Zukunftsdialog findet am 22. September 2022 statt. Mehr Informationen finden sie hier.


Der Zukunftsdialog ermöglicht durch den Austausch von Akteuren aus ganz Südwestfalen viele Denkanstöße zu Zukunftsthemen rund um das Wohnen und Arbeiten. Dieses Mal ging es um die Unternehmersicht. (vlnr) Michael Beckmann (Bürgermeister Stadt Winterberg), Andreas Kurth (Leiter Ausbildung und Studium, EJOT Gruppe), Marie Ting (Leiterin Regionalmarketing Südwestfalen, Südwestfalen Agentur), Prof. Dr. Ursula Stein (Moderatorin), Dr. Stephanie Arens (Leiterin REGIONALE 2025, Südwestfalen Agentur), Markus Stottmeyer (Vorstand Volksbank Olpe-Wenden-Drolshagen). (Foto: Stephan Müller / Südwestfalen Agentur)

Der Zukunftsdialog für Südwestfalen ist ein hybrides Format. So konnten dieses Mal rund 50 Interessierte wahlweise vor Ort im Zukunftslabor der Südwestfalen Agentur oder online teilnehmen. (Foto: Stephan Müller / Südwestfalen Agentur)


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